Was ist los in Bruneck?

Freilichttheater in der Gänseliesl am Brunecker Schlossberg: Die Legende vom heiligen Trinker von Joseph Roth - Ein Monolog für Theaterliebhaber

Interpretiert von Georg Paul Aichner
Inszeniert von Norbert Seeber

Das Kleine Theater Bruneck überrascht mit einer Spätsommerproduktion. Nachdem der Vorstand beschlossen hat, die doch mit erheblichem Schauspielerrepertoire geplante Herbstproduktion aufzuschieben, wird nun am Freitag, den 21.8.2020, in der Gänseliesl am Schlossberg von Bruneck die Premiere des Stücks „Die Legende vom heiligen Trinker“ von Joseph Roth gefeiert. Literaturkenner werden nun die Stirn runzeln – zu Recht. Eigentlich handelt es sich bei Joseph Roths letztem Werk um eine Erzählung, welche in dessen Todesjahr 1939 entstand. Die Idee, diese szenisch zu realisieren, hat sich der Brunecker Theatermacher und Schauspieler Georg Aichner schon seit einiger Zeit in den Kopf gesetzt. Das Kleine Theater Bruneck bringt unter der Spielleitung von Norbert Seeber die traurige, gleichzeitig heitere und  nostalgische Geschichte über Andreas, einen Pariser Obdachlosen, auf die Freilichtbühne in der Gänseliesl.

Die Legende vom heiligen Trinker erzählt von Andreas, der durch schicksalhafte Wendungen in die Obdachlosigkeit abgerutscht ist und plötzlich überraschenderweise von einem vornehmen Herrn 200 Franc erhält. Diese Gabe eröffnet ihm nochmals die Gelegenheit, Mensch zu sein. Doch Andreas hat sich fest vorgenommen, das Geld zurückzugeben, schließlich ist er ein Ehrenmann.

Die Legende vom heiligen Trinker ist nicht nur ein stilistisches Meisterwerk Roths, sondern spiegelt unser aller Unzulänglichkeiten, unsere Hoffnungen, unser Menschsein wider. „Mein Testament“ nannte Joseph Roth seine letzte Erzählung, die wohl seinen eigenen Tod im selben Jahr vorwegnahm. Roth starb am 27.5.1938 vereinsamt in Paris.